Starker Nachfragerückgang sowie signifikante markt- und investitionsbedingte Stillstände bei MM Board & Paper drücken auf Ergebnis, heißt es im Unternehmensbericht zum Konzernergebnis 2023.
Peter Oswald, MM CEO: „Die MM Gruppe stand in 2023 nach dem Rekordergebnis im Vorjahr einer deutlich reduzierten Nachfrage in der Papier- und Kartonindustrie sowie zunehmendem Preisdruck gegenüber. Neben dem Lagerabbau in der Supply Chain waren inflationsbedingte Änderungen im Konsumentenverhalten, welche zu niedrigerem Verbrauch bei Gütern des täglichen Bedarfes führten, sowie die gesamtwirtschaftliche Abschwächung auf unseren europäischen Hauptmärkten wesentliche Ursachen.
Die schwierigen Rahmenbedingungen reflektierten sich insbesondere in der schwachen Ergebnis- und Mengenentwicklung der Division MM Board & Paper. Neben bedeutenden marktbedingten Maschinenstillständen kam es auch zu signifikanten investitionsbedingten Abstellungen im Zuge der Umsetzung des bisher umfangreichsten Modernisierungsprogrammes in drei großen Kartonwerken.
Demgegenüber verzeichnete die Division MM Packaging trotz eines heterogenen Verpackungsmarktes eine insgesamt solide Performance. Darüber hinaus konnten die letztjährigen Akquisitionen im resilienten Bereich Pharmaverpackung erfolgreich mit einer Ergebnisentwicklung über Plan integriert werden.
Der Rückgang des bereinigten betrieblichen Ergebnisses auf 229,2 Mio. EUR nach 562,4 Mio. EUR in 2022 resultierte vor allem mengen- und preisbedingt aus der Division MM Board & Paper, während MM Packaging einen deutlichen Anstieg sowohl beim Ergebnis als auch bei der Marge verzeichnete.
In Anbetracht der Erwartung auf eine nur langsame Nachfrageerholung hat MM den Fokus auf Mengenabsicherung und -zugewinne mit vernünftigen Margen gerichtet. Der Mitte 2023 aufgenommene Profit & Cash Protection-Plan, welcher neben Kostensenkungen in allen Bereichen einen deutlichen Abbau von Working Capital und die Reduktion der Capex-Cash-outs vorsieht, lieferte im Berichtsjahr bereits einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion der Nettoverschuldung auf 1.261,9 Mio. EUR (31. Dezember 2022: 1.481,5 Mio. EUR).
Ausblick
Im stark umkämpften europäischen Karton- und Papiersektor ist für MM Board & Paper aktuell ein positiver Volumentrend erkennbar, gleichzeitig hält jedoch der Druck auf die Margen an. Obwohl der Lagerabbau in der Supply Chain weitgehend abgeschlossen ist, erwarten wir aufgrund der schwachen Wirtschaftslage in Europa und weiterhin verhaltener Verbraucherausgaben nur eine langsame Marktbelebung. Angesichts der gleichzeitig schwierigen Rahmenbedingungen auf den außereuropäischen Exportmärkten ist von anhaltendem Überangebot und gedämpfter Auslastung in Europa auszugehen.
Der Druck, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, nimmt dadurch stetig zu. Dies gilt auch für MM Packaging, obwohl dieser Bereich aufgrund der breiten Aufstellung eine insgesamt höhere Resilienz aufweist. Vor diesem Hintergrund wird unser Profit & Cash Protection-Programm in 2024 konsequent weiterverfolgt und durch gezielte strukturelle Anpassungsmaßnahmen ergänzt. Jüngste Erhöhungen der Herstellungskosten sollen über entsprechende Preisanpassungen weitergegeben werden.
Das für 2024 erwartete Investitionsvolumen von rund 300 Mio. EUR, welches Überläufe aus dem Vorjahr enthält, wird sich auf selektive Projekte zur Steigerung der Wettbewerbsstärke konzentrieren.
MM ist mit nachhaltigeren und innovativen Verpackungslösungen sowie der in den letzten Jahren signifikant optimierten Anlagenbasis und soliden Finanzierung sehr gut aufgestellt, um auch die anhaltend herausfordernde Marktsituation erfolgreich zu meistern.
Entwicklung in den Divisionen
Eine bisher einzigartige Verschlechterung des Marktumfeldes mit Nachfragerückgängen von ca. 20 % in einzelnen Produktgruppen kennzeichnete die europäische Karton- und Papierindustrie nach dem Rekordjahr 2022. Nach dem starken Einbruch, welcher bereits im 4. Quartal 2022 einsetzte, zeichnete sich in der 2. Jahreshälfte eine Bodenbildung ab. Das inflationsbedingt gedämpfte und geänderte Einkaufsverhalten der Konsumenten sowie der Abbau hoher Lagerstände in der Supply Chain waren wesentliche Gründe für den deutlichen Rückgang der Marktnachfrage gegenüber dem Vorjahr. Darüber hinaus wurde diese historisch beispiellose Situation durch den Wegfall des russischen Marktes sowie schwache bzw. wettbewerbsintensive Überseemärkte verstärkt. Der durchschnittliche Auftragsstand der Division lag bei 156.000 Tonnen nach 233.000 Tonnen im Jahr zuvor.
Entsprechend der Marktlage passte MM, wie auch die Gesamtindustrie, die Produktion durch Abstellmaßnahmen in einem bisher einzigartigen Ausmaß an die reduzierte Nachfrage an. Gleichzeitig setzte MM Board & Paper ein umfassendes Modernisierungsprogramm zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit bei Recyclingkarton durch effizientere, nachhaltigere sowie innovativere Produktlösungen und Prozesse um. Daher verzeichnete MM Board & Paper in den Kartonwerken Frohnleiten, Kolicevo und Neuss auch längere investitionsbedingte Stillstände, wobei letzterer rund drei Monate dauerte.
Aufgrund hoher bestehender Marktkapazitäten hat sich der Preisdruck im Jahresverlauf massiv verstärkt. Dem standen niedrigere Energie- und Faserkosten sowie die positiven Effekte des implementierten Profit & Cash Protection-Planes gegenüber, welche den Ergebnisdruck aus dem Mengen- und Preisverfall nur teilweise kompensieren konnten.
Die Produktion lag mit 1.945.000 Tonnen 20,1 % unter dem Vorjahreswert (2022: 2.433.000 Tonnen). Der Absatz verminderte sich analog zur Produktion um 18,5 % auf 1.948.000 Tonnen (2022: 2.389.000 Tonnen).
Die Umsatzerlöse lagen mit 1.919,1 Mio. EUR mengen- und preisbedingt um 30,2 % bzw. 830,9 Mio. EUR unter dem Vergleichswert (2022: 2.750,0 Mio. EUR).
Das bereinigte betriebliche Ergebnis lag bei -19,8 Mio. EUR (2022: 405,6 Mio. EUR). Die Operating Margin belief sich auf -1,0 % (2022: 14,7 %), der Return on Capital Employed auf -1,1 % (2022: 24,0 %). Das bereinigte EBITDA erreichte 92,7 Mio. EUR (2022: 511,1 Mio. EUR). Der Cash Flow aus der Geschäftstätigkeit stieg im Zuge der Working Capital-Optimierung auf 291,6 Mio. EUR nach 244,4 Mio. EUR im Jahr zuvor.
MM Packaging
Auf dem europäischen Faltschachtelmarkt zeigte sich die Nachfrageentwicklung in 2023 insgesamt heterogen. Angesichts des Abbaus hoher Lagerbestände in der Lieferkette, sinkender Kaufkraft der Verbraucher und einem Trend zu preiswerteren Handelsmarken, die häufiger in Plastik verpackt werden, verzeichnete vor allem das Faltschachtelgeschäft im Lebensmittelsektor seit Jahresbeginn einen Rückgang. In der Folge war es notwendig, an einzelnen Standorten Schichten anzupassen. Im Gegensatz dazu zeigte unser Geschäft im Premiumsegment eine insgesamt stabilere Entwicklung, obwohl auch hier in einigen Märkten ein Rückgang der Auftragseingänge zu verzeichnen war.
Das erfreuliche Wachstum von MM Packaging gegenüber dem Vorjahr resultierte großteils aus der Einbeziehung der Akquisitionen des Vorjahres im Bereich Pharmaverpackung, welcher der Verkauf der Standorte in Russland gegenüberstand.
Die Integration der Ex-Essentra Packagingstandorte konnte erfolgreich umgesetzt werden. Optimierungen bei Qualität, Service und Produktivität sowie notwendige Investitionen, Restrukturierungen und die Hebung von Synergien befinden sich auf dem richtigen Weg, wodurch ein Ergebnis über Plan erzielt werden konnte.
Strukturelle Anpassungen im Bestandsgeschäft betrafen im Berichtsjahr insbesondere einen Verpackungsstandort in Deutschland, woraus Einmalaufwendungen in Höhe von rund 14 Mio. EUR resultierten.
MM Packaging konzentriert sich im aktuellen Marktumfeld darauf, einerseits zusätzliche Mengen zur Sicherstellung der Auslastung der Werke zu gewinnen, und andererseits im Rahmen des konzernweiten Profit & Cash Protection-Planes weitere Kosteneinsparungen und Working Capital-Abbau zu realisieren.
Die Umsatzerlöse stiegen vor allem akquisitionsbedingt um 12,1 % auf 2.431,1 Mio. EUR (2022: 2.168,7 Mio. EUR).
Das bereinigte betriebliche Ergebnis lag mit 249,0 Mio. EUR um 92,2 Mio. EUR über dem Vorjah-reswert (2022: 156,8 Mio. EUR). Sowohl im aktuellen Jahr als auch im Vorjahr waren Einmalaufwendungen für strukturelle Maßnahmen enthalten. Die Operating Margin erhöhte sich auf 10,2 % (2022: 7,2 %), das bereinigte EBITDA auf 357,5 Mio. EUR (2022: 257,9 Mio. EUR). Der Return on Capital Employed betrug 14,9 % (2022: 10,8 %), der Cash Flow aus der Geschäftstätigkeit erreichte 494,6 Mio. EUR nach 55,3 Mio. EUR in 2022.
Die produzierte Menge lag mit 3.984 Millionen m2 leicht unter dem Vorjahresniveau (2022: 4.056 Millionen m2).
Der Geschäftsbericht 2023 ist ab 3. April 2024 verfügbar
Den vollständigen Konzerbericht finden Sie unter: www.mm.group