Die Tell-Tex AG aus Safenwil im Kanton Aargau schlägt einen neuen Weg ein, um gebrauchte und nicht mehr tragbare Kleidung bzw. Alttextilien als wertvollen Sekundärrohstoff aufzubereiten und diese so im Recyclingkreislauf zu halten.
Der Markt für Alttextilien gestaltet sich aktuell zunehmend als herausfordernd. Die Preise für Altkleider gingen zuletzt stark zurück und das traditionelle Geschäftsmodell mit Sammlung und Vermarktung der Waren scheint kaum mehr zukunftsfähig.
Das Unternehmen baut jetzt eine Anlage, mit der erstmals auf industriellem Niveau die Sammelware vollautomatisch sortiert und anschliessend mechanisch recycelt werden kann.
Das neue Textil-Recyclingzentrum wird das erste seiner Art in der gesamten Schweiz und weit darüber hinaus sein. Tell- Tex entwickelt dafür einen neuen Firmenstandortin St. Margrethen im Kanton St. Gallen. Vor kurzem erst erfolgte der Start für das Projekt mit einer geplanten Investitionssumme von insgesamt rund 40 Millionen Schweizer Franken. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2026 vorgesehen.
Die Tell-Tex AG ist als führendes Schweizer Unternehmen für das Sammeln und Verwerten von Altkleidern und Textilien bekannt. Die nicht mehr benötigten Kleider, Schuhe und sonstigen Textilien können kostenlos in den etwa 3‘600 Containern von Tell-Tex in der Schweiz abgegeben werden. Mit seinen knapp 30 Mitarbeitenden sammelt das Unternehmen jährlich rund 20.000 Tonnen Kleider ein. Das entspricht fast einem Drittel der schweizweit erfassten und gesammelten Mengen.
Die noch tragbaren und intakten Teile werden nach einer gründlichen Vorsortierung als Second-Hand-Ware weitervermarktet. Der restliche Anteil – immerhin rund 40 Prozent oder zirka 8.000 Tonnen – werden bislang als Putzlumpen, Schütt- und Füllmaterial weiterverwendet, oder müssen teilweise thermisch verwertet, also verbrannt, bzw. entsorgt werden.
Baustart für neues Recyclingzentrum in St. Margrethen
Tell-Tex errichtet aktuell in St. Margrethen im St. Galler Rheintal ein neues Textil-Recyclingzentrum für die Aufbereitung der gesammelten Altkleider und Heimtextilien. «In einer hochmodernen, innovativen Anlage werden diese zukünftig sortiert und recycelt, um als Sekundärrohstoff etwa für die Garnproduktion wieder verwendet zu werden. Das neue Textilrecycling-Zentrum gilt nach unserem Wissen als erste Anlage dieser Art in industrieller Größenordnung in der gesamten Schweiz sowie weit über die Landesgrenzen hinaus und wir setzen damit einen wichtigen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft im Textilbereich», informiert Tell-Tex Geschäftsführer Ercüment Yildirim.
Insgesamt plant das Unternehmen auf einer Nettonutzfläche von rund 9.400 Quadratmetern in zwei Etappen eine Investitionssumme von zirka 40 Millionen Schweizer Franken und entwickelt dafür einen gänzlich neuen Standort in der Ostschweiz. Anfang des Monats wurden bereits die ersten Vorbereitungsarbeiten dafür in Angriff genommen, womit auch der offizielle Projektstart erfolgte. Schon mit Jahresbeginn 2026 soll das neue Textil-Recyclingzentrum laut Plan seinen operativen Betrieb aufnehmen.
Beim Innovation Day 2024 des Schweizer Fachverbands Swiss Textiles am 6. November in Zürich sprach Tell-Tex erstmals in der Öffentlichkeit über die neue Lösung im Textilrecycling.
Automatisierter Sortiervorgang
In der neuen Anlage werden die gesammelten Altkleider, sogenannte Post-Verbraucher Ware, zunächst von nichttextilen Materialien wie Schuhen, Leder und Spielzeug befreit. In Folge werden mehrlagige bzw. die noch tragbaren und im Second-Hand-Bereich wiederverwertbaren Altkleider von jenen getrennt, die dafür nicht mehr geeignet sind. In mehreren Schritten werden die restlichen Altkleider dann vollautomatisch und mit optischer Erkennung nach Materialen und Zusammensetzung sowie Farbe sortiert – ein Vorgang, der bislang noch größtenteils mit aufwändiger Handarbeit verbunden ist.
Recyclingkreislauf schließen
Im weiteren Recyclingprozess liegt der Fokus auf diesen nicht mehr tragbaren aber bereits sortenreinen, einlagigen Textilien als Ausgangsmaterial. Zunächst müssen davon nochmals sämtliche nichttextile Materialien, die direkt an den Altkleidern selbst angebracht sind, entfernt werden – also Fremdteile wie Reißverschlüsse, Knöpfe und Etiketten. Die Textilien werden dafür in kleine, etwa zehn mal zehn Zentimeter grosse Stücke («Clippings») geschnitten.
«Die übrigen Stücke, also der Hauptanteil, soll schließlich einem mechanischen Recyclingvorgang zugeführt werden, der es erlaubt, die Fasern des Schnittguts zu öffnen. In Faserform findet dieses Material dann neue Verwendung in der Garnproduktion und dient wiederum der Herstellung von Textilien», beschreibt Ercüment Yildirim den eigentlichen Kern des Prozesses.
Tell-Tex schafft es damit, homogene, saubere und rückverfolgbare Sekundärrohstoffe herzustellen und so den Recyclingkreislauf bei Alttextilien zu schliessen.
Zukünftige Potenziale
Als Partner in der Entwicklung und Umsetzung des neuen Textil-Recyclingzentrums steht mit der Säntis Textiles AG ein weiterer Innovationsbetrieb mit Schweizer Wurzeln an der Seite von Tell-Tex. Gemeinsam sehen die beiden Unternehmen im Bereich des Textilrecyclings grosses Zukunftspotenzial. Denn im Gegensatz zu den abgegebenen und in Containern gesammelten Altkleidern von Privatpersonen gibt es für gewerbliche Alttextilien nach wie vor keinen so klaren Sammel- und Recyclingweg.
In vergleichbarer Weise können jedoch auch diese sowie nicht mehr benutzbare Heimtextilien aus Einrichtungen wie Krankenhäusern, Hotels, Wohnheimen bzw. industrielle Textilabfälle aufbereitet und somit deutlich effizienter wiederverwertet werden.
Fact-Box:
Unterscheidung von textilen Abfällen bzw. Wertstoffen
• Post-Verbraucher Textilabfälle: gebrauchte Kleidungstücke oder Heimtextilien, die von Privatpersonen abgegeben oder weggeworfen wurden
• Pre-Verbraucher Textilabfälle: unverkaufte oder defekte Kleidungsstücke bzw. Überbestände
• Post-industrielle Textilabfälle: Produktionsüberschüsse, Ausschussware und Reste von Industrieproduzenten
• Gewerbliche Textilabfälle: Heimtextilien aus Einrichtungen wie Krankenhäusern, Hotels, Wohnheimen und Uniformen von Behörden oder Unternehmen
Quelle und weitere Informationen: www.tell-tex.ch