Bioabfall getrennt zu sammeln, hilft der Natur und dem Klima. Trotz gesetzlicher Pflicht hinken zahlreiche Städte und Kreise hinterher. Eine NABU-Analyse zeigt: Häufig gibt es die Biotonne nur auf freiwilliger Basis oder sie wird gar nicht angeboten.
Die getrennte Sammlung und Verwertung von Bioabfällen ist echter Klima- und Ressourcenschutz. In Vergärungsanlagen wird mit den Abfällen Biogas gewonnen, was einen Beitrag zur Energiewende leistet. Durch die Kompostierung können torffreie Kompost- und Erdenprodukte hergestellt werden. Diese ersetzen konventionelle Dünger sowie torfhaltige Erden und tragen aktiv zum Schutz der Moore bei.
Seit 2015 sind Städte und Gemeinden in Deutschland über das Kreislaufwirtschaftsgesetz (§20) verpflichtet, ihren Bürger*innen ein System zur Getrenntsammlung von Bioabfällen, also von Küchen- und Gartenabfällen, bereitzustellen. Diese Pflicht ist wichtig, damit das wertvolle Biogut nicht in der Restmülltonne und somit in der Müllverbrennung landet. Das beste Sammelsystem ist die Biotonne, doch eine Erhebung des NABU von 2025 zeigt, dass diese bei weitem nicht überall in Deutschland verbreitet ist.
Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 5,2 Millionen Tonnen Abfälle über die Biotonne getrennt gesammelt. Dies entspricht einer Pro-Kopf-Sammelmenge von 61 Kilogramm. Hier ist viel Luft nach oben, denn noch immer landen jährlich etwa vier Millionen Tonnen Bioabfälle in der Restmülltonne statt in der Biotonne und gehen damit für die Vergärung und Kompostierung verloren.
Zentrale Ergebnisse der NABU-Analyse:
In 13 Prozent der deutschen Landkreise und kreisfreien Städte gibt es kein flächendeckendes Biotonnen-Angebot. In weiteren 15 Prozent wird lediglich eine freiwillige Biotonne angeboten.
Kreise und Städte mit Pflicht-Biotonne weisen durchschnittlich signifikant niedrigere Restmüllmengen auf als Gebiete mit freiwilliger Biotonne oder Bringsystem.
Die bundesweite Anschlussquote an die Biotonne beträgt etwa 63 Prozent. Pflicht-Biotonnen führen zu signifikant höheren Anschlussquoten (74 Prozent) als freiwillige Tonnen (44 Prozent).
Kreisfreie Großstädte mit Müllverbrennungsanlage sammeln durchschnittlich deutlich weniger Abfälle über die Biotonne und mehr Abfälle über die Restmülltonne als kreisfreie Großstädte ohne Verbrennungsanlage.
Die Biotonne ist die Grundvoraussetzung dafür, dass große Mengen Biogut getrennt gesammelt werden können. NABU-Berechnungen gehen jedoch davon aus, dass nur etwa 63 Prozent der Haushalte eine Biotonne haben. Das bedeutet, dass nach wie vor Millionen Haushalte über keine bequeme Möglichkeit verfügen, ihre Küchen- und Gartenabfälle zu entsorgen.
Die NABU-Analyse zeigt, dass 288 von 400 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland eine Pflicht-Biotonne eingeführt haben. Pflicht-Biotonne bedeutet, dass in der kommunalen Abfallsatzung ein Anschluss- und Benutzungszwang festgeschrieben ist. In den meisten Fällen ist eine Befreiung von dieser Pflicht möglich, wenn die Bioabfälle im eigenen Garten kompostiert werden.
In 112 Kreisen und Städten gibt es hingegen keine flächendeckende und verbindliche Biotonne. Stattdessen finden sich dort folgende Sammelsysteme:
- Sammelmengen über die Biotonne und Grüngutsammlung 2023.
- Sammelmengen über die Biotonne und Grüngutsammlung 2023.
- Freiwillige Biotonne: In 60 Kreisen und kreisfreien Städten wird eine freiwillige Biotonne ohne Anschluss- und Benutzungszwang angeboten.
- Teilweise Biotonne: In neun Kreisen und kreisfreien Städten wurde eine Pflicht- oder freiwillige Biotonne eingeführt. Dies gilt jedoch nicht flächendeckend für das gesamte Entsorgungsgebiet.
- Sonstiges Holsystem: Zwei Kreise sammeln die Abfälle mit Biobeuteln/-säcken statt über die Biotonne.
- Bringsystem: In 32 Kreisen und kreisfreien Städten wird ein wenig nutzer*innenfreundliches Bringsystem angeboten. Dabei müssen die Bürger*innen ihre Bioabfälle aus Küche und Garten selbst zu einer zentralen Sammelstelle bringen.
- Biotonne in Planung: In einem Entsorgungsgebiet befindet sich die Einführung der Biotonne aktuell in Planung.
- Keine Getrenntsammlung: In sieben Landkreisen und einer kreisfreien Stadt wird die gesetzliche Pflicht zur Getrenntsammlung von Bioabfällen aus Haushalten nach wie vor nicht umgesetzt.
Somit gibt es in knapp 30 Prozent aller deutschen Landkreise und kreisfreien Städte keine flächendeckende Pflicht-Biotonne. In jedem zehnten Kreis gibt es sogar überhaupt gar keine Biotonne.
Kreise und Städte, die eine freiwillige Biotonne oder ein Bringsystem anbieten, erfüllen zwar die gesetzliche Vorgabe, ihren Bürger*innen die getrennte Sammlung von Bioabfällen zu ermöglichen. Die Abfallsammlung funktioniert dort jedoch deutlich schlechter. Mit freiwilligen Biotonnen oder Bringsystemen werden signifikant weniger Bioabfälle und deutlich mehr Restmüll gesammelt als mit der Pflichtbiotonne.
In Kreisen mit freiwilliger Biotonne haben durchschnittlich weniger Personen eine Biotonne. Die sogenannte Anschlussquote ist also deutlich niedriger als in Gebieten mit Pflicht-Biotonne. Dadurch landen mehr Abfälle im Restmüll. Gleiches gilt für Bringsysteme. Der Aufwand, die Bioabfälle zu einem Sammelort zu transportieren, ist zu groß , sodass eine schlechte Mülltrennung die Folge ist. Im bundesweiten Durchschnitt ist die Pflicht-Biotonne das eindeutig effektivste System, um Bioabfälle getrennt zu sammeln.
Der Einfluss von Siedlungsstruktur und Müllverbrennung
Je nach räumlicher Struktur unterscheiden sich die Sammelsysteme. In ländlichen Kreisen werden vorrangig Bringsysteme angeboten. Freiwillige Biotonnen sind hingegen häufig in Großstädten zu finden. In Kommunen mit Biotonnenangebot zeigt sich bei Betrachtung der Abfallmengen, dass in kreisfreien Großstädten pro Kopf am wenigsten Abfälle über die Biotonne und am meisten Restmüll gesammelt werden. Städtische Kreise (ohne Großstädte) sowie dichter besiedelte ländliche Kreise zeichnen sich hingegen durch die höchsten Bioabfall- und die niedrigsten Restmüllmengen aus.
Die NABU-Analyse zeigt außerdem, dass in kreisfreien Großstädten mit Müllverbrennungsanlagen (MVA) pro Kopf deutlich mehr Restmüll (194 Kilogramm) anfällt und deutlich weniger Abfälle über die Biotonne gesammelt werden (37 Kilogramm) als in Großstädten ohne MVA (165 bzw. 50 Kilogramm). In knapp der Hälfte der Kreise und Städte mit MVA gibt es zudem keine Pflicht-Biotonne. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass MVAs zu finanziellen und infrastrukturellen Abhängigkeiten der Kreise und Städte führen und das kommunale Engagement für eine getrennte Abfallsammlung einschränken.
>>> Zur NABU-Erhebung zur Bioabfallsammlung 2025
Beitrag vom Oktober 2025; die Angaben zum Bioabfall-Sammelsystem beziehen sich auf 2025, die Daten zu den Abfallsammelmengen auf 2023 (Ausnahmen Nordrhein-Westfalen, Saarland und Sachsen-Anhalt: Bezugsjahr 2022) und zu den Anschlussquoten auf die Jahre 2020, 2021 und 2022 (je nach Datenverfügbarkeit).
Quelle und weitere Informationen: www.nabu.de