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In einem weiterhin äußerst schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, das im Jahr 2023 durch einen niedrigen Verbrauch und einen massiven Abbau von Lagerbeständen geprägt war, haben viele Zellstoff- und Papierunternehmen im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang verzeichnet.

Trotz dieser Widrigkeiten zeigt die Branche überraschende Anzeichen von Robustheit und Nachhaltigkeit, wie der Verband der europäischen Papierindustrie (CEPI) meldet.

Deutlicher Produktionsrückgang

Die Papier- und Kartonproduktion verzeichnete 2023 einen bemerkenswerten Rückgang von 13 %, der sogar den Einbruch während der Covid-19-Krise (-4,7 % im Jahr 2020) übertraf. Dieser Trend ist nicht auf Europa beschränkt, jedoch wurde der globale Abschwung in der EU durch vergleichsweise hohe Produktionskosten, insbesondere für Energie, verstärkt. Die europäische Wirtschaft leidet insgesamt unter hohen Lebenshaltungskosten, einer restriktiven Geldpolitik und einer schwachen Auslandsnachfrage.

Differenzierte Entwicklung bei Papiersorten

Bei allen Papier- und Kartonsorten war ein Produktionsrückgang zu verzeichnen. Besonders betroffen war die Produktion von Verpackungspapieren, die im Vergleich zu 2022 um 11 % zurückging. Die Produktion von Sanitär- und Haushaltspapier sank um etwa 4,0 %.

Nachhaltigkeit und Recycling

Trotz der Herausforderungen hat die Zellstoff- und Papierindustrie 2023 eine außergewöhnliche Recyclingrate von 79,3 % erreicht. Im rollierenden Dreijahresdurchschnitt lag diese bei 74,4 %. Dies unterstreicht die Autonomie und Kreislauffähigkeit der Branche, die weiterhin eine "Made-in-Europe"-Industrie bleibt. 91 % der verwendeten Fasern stammen aus der Europäischen Union. Zudem konnte erstmals eine positive Handelsbilanz für Marktzellstoff erzielt werden, der für den Verkauf auf dem Markt und nicht für den Eigenverbrauch produziert wird.

Wettbewerbsfähigkeit und Handelsbilanz

Die Handelsbilanz des Sektors ist insgesamt weiterhin hoch, was ihn zu einem der führenden europäischen Sektoren des verarbeitenden Gewerbes macht. Dennoch könnte der zweite Rückgang in Folge auf einen Verlust der globalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Zellstoff- und Papierindustrie hinweisen.

Fortschritte bei der Dekarbonisierung

Ein weiterer positiver Aspekt ist die kontinuierliche Entkopplung der Zellstoff- und Papierproduktion von den CO2-Emissionen, die bis 2023 um 5,8 % reduziert werden konnten. Seit 2005 hat der Sektor seine Kohlenstoffemissionen um über 46 % verringert. Trotz des schwierigen Umfelds bleiben die Investitionen verhältnismäßig hoch und müssen in den kommenden Jahren weiter gesteigert werden, um die von der Europäischen Kommission gesetzten Dekarbonisierungsziele zu erreichen.

Ausblick auf 2024

Erste Daten von Unternehmen deuten darauf hin, dass sich Produktion und Rentabilität in allen Segmenten des europäischen Zellstoff- und Papiersektors im Jahr 2024 erholen könnten. Dennoch ist die Lage der Branche noch lange nicht so gut wie vor der Covid-Krise und dem Krieg in der Ukraine.

Fazit

Die Zellstoff- und Papierindustrie in Europa steht vor erheblichen Herausforderungen, zeigt jedoch bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Fortschritte in der Nachhaltigkeit. Eine Erholung im Jahr 2024 scheint möglich, doch die Branche hat noch einen weiten Weg vor sich, um das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen.

Zum Herunterladen: Cepi’s key statistics report for 2023.

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