Die hohen Anforderungen der Glashütten an die Scherbenqualität bestanden in den zurückliegenden Monaten unvermindert weiter. Zugleich blieb der Scherbeneinsatz in der Glasschmelze nach wie vor sehr hoch, was grundsätzlich auf gut gefüllte Auftragsbücher der Glashütten schließen lässt.
Allerdings zeigen sich zunehmend regionale Unterschiede beim Scherbeneinsatz. Fakt ist: einzelne Glaswerke reduzieren seit Monaten den Anteil eingesetzter Scherben. Diese Maßnahme ist nicht etwa auf qualitative Probleme mit dem Produkt Altglas zurückzuführen, sie hat vielmehr monetäre Gründe. Der Marktpreis für Scherben hat mittlerweile ein hohes Niveau erreicht. Rechnerisch kann es sich daher für eine Glashütte lohnen, auf die Energieeinsparung, die der Einsatz von Recyclingscherben mit sich bringt, zu verzichten und stattdessen mehr Primärrohstoffe im Gemenge einzusetzen. Angesichts unterschiedlicher technischer Voraussetzung der Hütten ist dies jedoch nicht jeder in Schmelze möglich, daher die regionalen Unterschiede. Zahlreiche Glashütten sind jedoch dabei, die technischen Voraussetzungen für den flächendeckenden Einsatz von mehr Primärrohstoff zu schaffen. Ziel der Hütten dürfte es dabei sein, sich unabhängiger zu machen von hochpreisigen Scherben, die ursprünglich aus den dualen Sammelsystemen stammen.
Der Preisdruck, der auf den Altglasaufbereitungs-/Recyclingbetrieben lastet, nimmt bedrohliche Züge an. Die Preise, die die Dualen Systeme in der letzten Verhandlungsrunde für unaufbereitete Rohscherben aufgerufen hatten, waren für die Aufbereiter bei den Glashütten größtenteils nicht durchsetzbar. Daher greifen die Glashütten auf günstigere, freie Mengen zurück, um kostendeckend produzieren zu können. Per Saldo nimmt der Druck auf die Scherbenmenge aus dualen Systemen somit weiter zu, was man anhand steigender Lagermengen an den Aufbereitungsanlagen ableiten kann. Auch die stark gestiegenen Kosten für die Verwertung der Sortierreste machen den Aufbereitern zu schaffen.
Trotz der massiven Herausforderungen ist Glas nach wie vor das Vorzeigemodell für einen geschlossenen Recyclingkreislauf. Die im Laufe der letzten Jahre gestiegenen qualitativen Anforderungen der Hütten erfüllen die Altglasaufbereitungsbetriebe dank ihres immens hohen Know Hows bestens und ermöglichen der Glasindustrie dank ihrer Innovationsfähigkeit den Scherbeneinsatz. Glasrecycling funktioniert.
Eine weitere Steigerung der Glas-Verwertungsquote, wie sie im neuen Verpackungsgesetzes vorgesehen ist, erachten die bvse-Mitgliedsunternehmen allerdings als nicht erreichbar. Gerade Glas wird seit Jahren auf höchstem Niveau erfasst und die Menge anschließend einer hochwertigen Verwertung zugeführt. Das System funktioniert und weist so letztlich auch eine brilliante Verwertungsquote auf. Diese rein politisch hochsetzen zu wollen lässt sich mit der Praxis nicht in Einklang bringen. Das Glasrecycling ist bereits erstklassig.
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